Insolvenz-Ursachen

aktualisiert am 20. Oktober 2023 7 Minuten zu lesen
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Was sind die häufigsten Ursachen einer Insolvenz und wie kann man eine Insolvenz vermeiden? Erfahren Sie mehr im firma.de Ratgeber!

Aus den Fehlern anderer lernen

Das Thema Finanzierung hat sich in vielen Untersuchungen der vergangenen Jahre als ein zentrales Problem bei der Existenzgründung herauskristallisiert. Das eindeutige Ergebnis war, dass Finanzierungsfehler mit der häufigste Grund für das Scheitern junger Unternehmen sind.

Im folgenden Abschnitt werden einige Insolvenzursachen aufgelistet und schwerpunktmäßig diskutiert. Als Basis-Quelle wurde die Veröffentlichung „Wirtschaft insgesamt“ von Schimmelpfeng sowie die langjährigen Erfahrungen des Autors herangezogen.

a) Liquiditätsvermindernde Faktoren:

• Zu geringe Eigenmittel
• Verschlechterte Zahlungsmoral der Kunden
• Auswirkungen der Insolvenz anderer Unternehmen
• Verwendung kurzfristiger Kredite (Kontokorrent) für langfristige Zwecke
• Zu hohe Entnahmen
• Nicht rechtzeitiges Einziehen von Forderungen
• Ungenügende Abdeckung betrieblicher Risiken durch Versicherungen

Liquidität in einem Unternehmen ist sehr wichtig. Sie gewährleistet die ständige Zahlungsfähigkeit und somit z.B. das Ausnutzen von Skonto bei den Lieferanten. Daher müssen bei einer Finanzierungsplanung die Betriebsmittelkosten (inklusive moderater Entnahmen) für die ersten drei Monate berücksichtigt werden. Eigenkapital sollte man nicht in vollem Umfang direkt zu Beginn in das Vorhaben einbringen. So kann es später als Puffer dienen, wenn etwas nicht so läuft, wie ursprünglich geplant. Nach Leistungserbringung muss umgehend die Rechnung geschrieben und nach einer Frist von max. 14 Tagen die erste Erinnerung verschickt werden. Insbesondere bei der strukturierten Finanzierung sollte das Anlage-vermögen mit langfristigen (entsprechend der Abschreibungsdauer) Darlehen finanziert werden und nicht kurzfristig über den Kontokorrent (bei Privatpersonen Dispo-Kredit). Auch empfiehlt es sich, Gespräche mit mehreren Versicherungsvertretern/-maklern zu führen, um die betrieblichen Risiken zu erkennen und gegebenenfalls zu versichern.

Tipp: Ob es einem Unternehmen wirtschaftlich gut geht, sieht man an dem Saldo des Firmenkontos.

b) Kostensteigernde Faktoren:

  • Zu geringe / übermäßige Vorratshaltung
  • Personalkostensteigerung
  • Verteuerung der Bankzinsen
  • Fehlplanung bei Investitionen
  • Unnötige Ausweitung der Kapazitäten
  • Investitionen teurer als geplant
  • Überkapazität der Anlagen
  • Einseitige Abhängigkeit von wenigen Lieferanten

Bei der Investitions- und Kostenplanung gilt es, Unvorhergesehenes zu berücksichtigen. Zunächst einmal sind alle in Zusammenhang mit der Gründung zu tätigenden Investitionen zu ermitteln. Der daraus resultierende Gesamtbetrag ist um 10 % zu erhöhen. Erfahrungsgemäß lässt sich sagen, dass es während der Realisierungsphase zu leichten Kostenerhöhungen kommen kann.

Banken sind nachträglich nicht bereit, diese Mehrkosten zu finanzieren.

Unterschreiten Sie durch diesen eingebauten Puffer die angestrebten Investitionskosten, ist in der Regel die Bank gerne bereit, das Darlehen zu kürzen. Durch solch eine professionelle Planung genießt der Existenzgründer das Vertrauen bei seinem Bankberater.

Müssen Sie Handelsware oder Rohstoffe für Ihre Existenzgründung einkaufen, kommt es oft vor, dass die Verkäufer Ihnen noch weitere Waren empfehlen, zu kaufen. Achten Sie hierbei auf Ihre angestrebten Planumsätze des Wareneinsatzes, Ihre Vorratshaltung sollte sich nach diesen ausrichten. Gerade bei modischen Waren sollten Sie darauf achten, da diese schnell zu Ladenhütern werden können.

Lagerhaltung kostet Geld und bindet Kapital.

Verlassen Sie sich nicht nur auf einen Lieferanten. Durch die einseitige Abhängigkeit kann er die Preise gestalten. Suchen Sie sich immer Alternativen.

c) Umsatzmindernde Faktoren:

  • Mangelnde Wettbewerbsfähigkeit hinsichtlich Preisen
  • Mängel bei der Auftragsabwicklung
  • Angebot von nicht mehr marktgängigen Waren/Dienstleistungen

Der Umsatz ist ein Faktor zur Beurteilung Ihres Erfolges. Sie sollten ständig Preisrecherchen bei Ihren Mitwettbewerbern durchführen, damit Sie wissen, ob Sie bei der Preisgestaltung richtig liegen. In aller Regel akzeptieren die Kunden bei entsprechendem Service bis zu 10 % Mehrkosten. Die Auftragsabwicklung entscheidet oftmals auch über einen Auftrag. Setzen Sie auf Qualität und Service sowie Lieferschnelligkeit. In jedem Unternehmen kommt es vor, dass Trends den Markt bestimmen. Trennen Sie sich von nicht mehr marktgängiger Ware umgehend.

Tipp: Neben dem Umsatz sollte auch der Ertrag stimmen.

d) Führungs- und Kontrollinstrumente:

  • Mängel im Management
  • Mängel im Rechnungswesen/in der Finanzplanung/Kostenrechnung
  • Private Probleme

Ein sehr wichtiger Erfolgsfaktor ist die persönliche Qualifikation des Existenzgründers. Hier gilt es, ehrlich seine Stärken und Schwächen zu ermitteln und zu erkennen. Heutzutage ist der kaufmännische Fachmann gefragt. Daher sind betriebswirtschaftliche Kenntnisse von elementarer Bedeutung. Ein Unternehmer muss sein Augenmerk auf die sofortige Erstellung von Rechnungen nach erbrachter Leistung legen. In der Praxis kommt es immer wieder vor, dass eher Neuaufträge abgewickelt, als bereits erledigte Aufträge abgerechnet und den Kunden die fälligen Rechnungen verschickt werden. Auch sollte der Existenzgründer die eigenen Preise kennen und insbesondere – zumindest stichprobenartig – Nachkalkulationen durchführen. Nicht jedes Angebot von Dritten ist ein lukrativer Auftrag. Es gibt hierzu gute Branchensoftware, die dem Unternehmer bei der Vor- und Nachkalkulation weiterhilft. Unter den Top 5 der Insolvenzursachen sind auch „Private Probleme. Daher ist es unabdingbar, den Lebenspartner in das Existenzgründungsvorhaben mit einzubeziehen, was nicht heißt, dass dieser unbedingt mitarbeiten muss. Sie brauchen jedoch seine Unterstützung.

Tipp: Vor jeder weiteren Überlegung in Richtung Existenzgründung muss das OK des Lebenspartners stehen.

Fazit:

Der Existenzgründer sollte sich unbedingt mit den Fehlern anderer Gründer auseinandersetzen und darauf bezogen sein Unternehmens-konzept (Businessplan) überprüfen. Das Unternehmen sollte frühzeitig geeignete Frühwarnsysteme installieren, um eine Schieflage bzw. drohende Insolvenz frühestmöglich zu erkennen. Der Austausch/ Dialog mit anderen Unternehmern ist auch ein Baustein für den Erfolg.

Sieht man die Kosten einer Insolvenz (Geldvernichtung) ist es doch eher ratsam, in der Gründungsphase Geld in Beratung zu investieren und die professionelle Hilfe eines qualifizierten Unternehmensberaters/in in Anspruch zu nehmen. Es ist in der Regel gut investiertes Geld.

Autor: Michael Schwarz

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