Lean Startup: Methode für den schlanken Start ins Business

aktualisiert am 20. Oktober 2023 11 Minuten zu lesen
Hero Icon

Die von Eric Ries entwickelte Lean Startup-Methode revolutionierte die Welt der Entrepreneure nachhaltig. Lean Startups heben sich vor allem durch schlanke, agile Prozesse und ein kundenorientiertes Testing von anderen Startups ab. Das beliebte Gründungs-Modell lässt zu, dass neue Produkte schnell und günstig auf ihre Markttauglichkeit getestet werden können. Was Lean Startups im Detail ausmacht, wie sie funktionieren und für wen sich die Lean Startup-Methode eignet, lesen Sie in diesem Artikel.

 

Die Lean Startup Methode: Basiswissen

Als Lean Startup wird ein Ansatz der Gründung bezeichnet, bei dem die gesamten Prozesse – wie der Name bereits verrät – so schlank wie möglich gehalten werden. Schlank bedeutet in diesem Zusammenhang: als Prototyp konzipiert, verschwendungsarm und günstig. So können Geschäftsideen ohne großen Kapitaleinsatz umgesetzt werden. Die Methode ist verwandt mit der Bootstrapping-Finanzierung.

[BEGIN: Insert an Image between this tag]

[END insert Image]

Andreas Munck

Seit über 7 Jahren berate ich Existenzgründer auf dem Weg zum eigenen Unternehmen. Gerne rufe ich Sie an und helfe bei allen Fragen rund um Ihre Gründung in einem persönlichen Gespräch.

  • Startup Experte
  • 7 Jahre Erfahrung

 

Gerade weil wenig Kapital eingesetzt werden soll oder zur Verfügung steht, ist es für Lean Startups wichtig, so schnell wie möglich Umsätze zu erzielen. Viele „herkömmliche” Startups scheitern, weil sie von Anfang an viel Geld in ein Produkt stecken, das am Ende niemand kaufen möchte. Lean Startups müssen dieses Risiko nicht fürchten: Die Methode basiert auf dem Prinzip Build-Measure-Learn (Bauen, Messen, Lernen). Dieser Feedback-Kreislauf definiert die gesamte Produktentwicklung von Lean Startups. So entsteht ein permanenter Evaluationsprozess, der darauf abzielt, Produkte und Kundenbedürfnisse fortlaufend besser aufeinander abzustimmen.

Minimal Viable Product (MVP)

Das Lean Startup produziert und betritt den Markt mit dem Minimal Viable Product (MVP), dem kleinsten realisierbaren Produkt (Build). Die Merkmale seiner Herstellung sind:

  • geringster Aufwand
  • nur grundlegendste Funktionen
  • gleichzeitig bestmöglichst ausgeführte Funktionen

Beim MVP geht es also nicht darum, ein perfektes und fertiges Produkt zu schaffen, sondern sich Schritt für Schritt voran zu tasten und langsam zur Innovation hinzuarbeiten. Ein Minimal Viable Product kann dabei beispielsweise ein Prototyp oder auch eine Landingpage sein.

Proof of Concept

Sobald es zu einer Conversion, ist der Proof of Concept (PoC) oder Machbarkeitsnachweis erbracht. Durch das entwickelte Produkt wird ein tatsächliches Kundenbedürfnis befriedigt, für das eine Nachfrage existiert. Wie genau eine Conversion definiert wird, liegt ganz am Geschäftsmodell des Lean Startups. Grundsätzlich muss der User eine gewünschte Aktion ausführen, wie z. B.:

  • Kauf eines Prototyps im Webshop
  • Absenden einer Anmeldung zu einem Newsletter, Beta-Test o. Ä.
  • Download einer Datei

 

Evaluationsphase

Nach den ersten Conversions müssen die Gründer den Erfolg des Produkts durch Bewertung des Kundenfeedbacks analysieren (Measure). Dabei ist relevant, welche Funktionen sich die Kunden zusätzlich wünschen, welche überflüssig sind und wo nachgebessert werden muss. So kommen Unternehmen dem idealen Produkt, das auch tatsächlich eine Nachfrage erfüllt, immer näher (Learn).

In der Evaluierungsphase kontrollieren Lean Startups also, ob das Konzept funktioniert und wie die aktuelle Version des Produkts bei den Kunden ankommt. Wenn es negative Resonanzen gibt, erhalten Unternehmen dank der Lean Startup-Methode sehr schnell Feedback. Sie verlieren also nur wenig Zeit, bis sie sich der nächsten Idee widmen können.

Wende um 180 Grad: Der Pivot

Wenn der Proof of Concept einfach nicht gelingen will, müssen Lean Startupper die Reißleine ziehen und eine strategische Anpassung des Geschäftsmodells vornehmen, den sogenannten Pivot. Es gibt verschiedene Arten des Pivots:

  • Zoom-in Pivot: Hier fokussieren Startups sich auf ein Feature des ursprünglich geplanten Produkts, dieses Feature wird nun zum Produkt
  • Zoom-out Pivot: Umgekehrter Fokus; das Produkt im Ganzen wird zum Feature eines anderen Produkts
  • Business Architecture Pivot: Es erfolgt ein Wechsel der Geschäftsbeziehung von B2C zu B2B oder umgekehrt
  • Customer Need Pivot: Das Produkt wird ausgetauscht, aber die Zielgruppe bleibt erhalten
  • Customer Segment Pivot: Die Zielgruppe wird ausgetauscht, aber das Produkt bleibt erhalten

Häufig hilft Lean Startups nur ein schneller Austausch oder eine Änderung des Geschäftsmodells, um weiter mit dem Build-Measure-Learn-Zyklus fortzufahren.

 

Proof of Concept: Was nun?

Sobald ein Proof of Concept vorliegt, kann dieser Investoren präsentiert werden. Hier finden Sie einen Leitfaden für die Investorensuche. Grundsätzlich sind Unternehmen viel attraktiver für Investoren, wenn eine tatsächliche Nachfrage nachzuweisen ist. Geldgeber wie Business Angels oder Venture Capitalists bestehen sogar auf die Vorlage eines PoC, bevor sie sich für eine Beteiligung entscheiden. Inzwischen wird der Machbarkeitsnachweis als deutliches Zeichen für die Erfolgsaussichten eines Geschäftsmodells erachtet. Durch eine Finanzierung erhöhen sich die Chancen für eine schnelle Expansion des Lean Startups.

Finanzierung ohne PoC

Nicht immer entscheidet der Proof of Concept über eine mögliche Finanzierung. Auch eine eigene Marktforschung mit einer Zielgruppenbefragung ist im Vorfeld eines Investoren-Pitch hilfreich: Mithilfe einer fundierten Marktanalyse lässt sich ziemlich sicher die Wahrscheinlichkeit eines Proof of Concepts in der Zukunft abschätzen.

Doch selbst wenn es zu keinem Investment kommen sollte, hat ein Lean Startup die Möglichkeit, sich zu vergrößern. Wenn das Produkt Gewinne generiert und diese wieder in die Entwicklung investiert werden, kann ein junges Unternehmen mithilfe der Lean Startup-Methode die Marktführerschaft erreichen. Dieser Prozess ist aber sicherlich der Ausnahmefall.

 

Beispiele für die Lean Startup-Methode

Um das Prinzip der Lean Startups zu verdeutlichen, finden Sie im Folgenden ein theoretisches Beispiel und eines aus der Praxis.

Beispiel: Der Online-Shop

Carola und Tina gründen eine UG. Die beiden eröffnen nun einen Online-Shop für nachhaltige Produkte aus Kork. Sie starten mit einer kleinen Produktpalette, etwa einem Hocker und einer Tasche. Nachdem die ersten Bestellungen eingegangen sind, holen sie das Feedback der Kunden mithilfe einer Mail-Umfrage ein: Welche weiteren Produkte oder Features sind gewünscht? So finden die Gründerinnen heraus, wofür eine Nachfrage besteht, und können ihr Sortiment dementsprechend erweitern. Auf diese Weise vermeiden sie, dass Produkte im Shop angeboten werden, für die keine Nachfrage besteht.

Beispiel aus der Praxis: Semigator AG

Auch die Semigator AG, gegründet von den firma.de-Gründern Christian Manthey und Michael Silberberger, startete mit der Lean Startup-Methode, um einen Marktplatz für Seminare zu erschließen. Schon wenige Wochen nach dem Start in 2008 wurden Seminare angeboten und die ersten Kunden meldeten sich über die Plattform an. Der Proof of Concept war somit erbracht. Dies veranlasste das Handelsblatt, über eine Million Euro in Semigator zu investieren. Wenig später wurde die Seminarplattform zum Marktführer. Auch firma.de nutzte die Lean Startup-Methode mit Erfolg.

 

Innovationstreiber: Tools für Lean Startups

Agile Unternehmen, die mit der Lean Startup-Methode arbeiten, setzen nach der Gründung im Unternehmensalltag häufig auch entsprechende Tools ein, um noch effizienter zu arbeiten und ihr Geschäftsmodell so zu skalieren.

Zumeist werden Kanban oder Scrum verwendet – oder eine Kombination aus beiden. Mit beiden Methoden können junge Unternehmen ihre Aufgaben besser planen, ohne sich in Nebensächlichkeiten zu verzetteln.

Scrum: To-Dos organisieren

Mit Scrum arbeiten kleine, selbst organisierte Teams konstant eine gemeinsame To-Do-Liste ab. Hierbei wird durch sogenannte Sprints eine nachhaltige Produktivität erreicht. Die Teams wissen bereits im Vorfeld, wie viel Zeit eine Aufgabe beansprucht. Zwischen den einzelnen Aufgabensegmenten werden die Ergebnisse des Sprints den Projektkunden präsentiert, wodurch die Produktivität hoch gehalten werden kann. Unvorhergesehene Aufgaben fließen nicht mit in den Sprint ein; dieser ist geschützt. Neue Aufgaben wandern daher in den so genannten Backlog und werden innerhalb des nächsten Sprints erledigt.

Kanban: Intelligenter Taskmanager

Mit Kanban kann ebenfalls eine nachhaltige Produktivität erreicht werden allerdings nicht durch getaktetes Arbeiten, sondern durch die Vermeidung des größten Produktivitätskillers: unproduktives, unnötiges Multitasking. Weil zu viele Aufgaben parallel begonnen werden, wird die Arbeit häufig unterbrochen. Deshalb darf mit Kanban jedes Team(-Mitglied) nur eine gewisse Anzahl an aktuellen Aufgaben zur gleichen Zeit bearbeiten. Bevor ein neuer Task dazu kommen kann, müssen zuerst die begonnenen abgearbeitet werden.

Auf diese Weise können die wichtigen Aufgaben schneller und besser fertiggestellt werden. Das ermöglicht eine geringere Durchlaufzeit im Unternehmen, zum Beispiel in der Fertigung. Mit Kanban können Unternehmen begonnene Aufgaben deckeln und sogar den Bestand an Produkten in der Fertigung reduzieren. Bei unvorhergesehener Arbeit wird je nach Kapazität entschieden, ob eine Aufgabe (sofort) erledigt wird oder nicht.

Jetzt weiterstöbern im Ratgeber!