Steuerberater-Kosten: Das müssen KMU und Selbständige wissen

Was kostet eine professionelle Steuerberatung? Diese Frage stellen sich viele Unternehmer mit Blick auf ihre Kostenkalkulation. Wir erklären, wie sich die Kosten für eine Steuerberatung zusammensetzen, welche Spielräume Sie für Verhandlungen haben und wie Sie Kosten einsparen können.

 

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Inhaltsverzeichnis

Wie werden Steuerberater-Kosten berechnet?

Wie hoch die Steuerberater-Kosten für Selbständige sind, kann man nicht pauschal beantworten. Ein ganz wichtiger Punkt vorab: Steuerberaterinnen und Steuerberater werden für ihre Tätigkeit vergütet, nicht für den Erfolg. Die Honorarhöhe regelt die Steuerberatervergütungsverordnung und kann grundsätzlich nicht frei festgelegt werden. Es kann jedoch für bestimmte Leistungen eine Pauschalvergütung vereinbart werden. In regelmäßigen Abständen wird die Verordnung angepasst. Die letzte Aktualisierung war im Juni 2020.

Die Berechnung hängt von drei Hauptkriterien ab:

  1. Welche Aufgaben werden an die Steuerberatung übertragen?
  2. Wie hoch ist der Gegenstandswert, auf dessen Basis die Gebühren berechnet werden?
  3. Wie groß ist der Aufwand für den Dienstleister?

 

1. Typische Aufgaben, die Steuerberater übernehmen

Soloselbständige/Kleinunternehmen Mittlere und große Unternehmen
  • Hilfe bei der steuerlichen Erfassung
  • Prüfung der Buchhaltung
  • Einnahmenüberschussrechnung
  • Einkommensteuererklärung
  • Gewerbesteuererklärung
  • Umsatzsteuererklärung
  • Beratung zur Steuerfragen
  • Hilfe bei der steuerlichen Erfassung
  • Laufende Finanzbuchhaltung
  • Lohnbuchhaltung
  • Umsatzsteuervoranmeldung
  • Abschluss- und Korrekturbuchungen
  • Gewerbesteuererklärung
  • Umsatzsteuererklärung
  • Körperschaftsteuererklärung
  • Gewinn- und Verlustrechnung
  • Aufstellen der Bilanz
  • Erstellung und Einreichen von Jahresabschluss und Anhang
  • Beratung zur Steuerfragen

2. Gegenstandswert

Der Gegenstandswert hängt von der Art der Tätigkeit ab, relevant sind z. B. das Jahreseinkommen bzw. der Jahresumsatz (jeweils netto) oder die Bilanzsumme des Mandanten. Nach dieser Summe richtet sich die Höhe der Steuerberatergebühren. Der Zusammenhang von Gebühren und Gegenstandswert  ist in der Steuerberatervergütungsverordnung (kurz: StBVV) festgelegt.  Wie Einkommen berechnet wird, können Sie hier nachlesen.

Zeitgebühr

Angenommen Sie starten neu in Ihre Selbständigkeit und brauchen Hilfe von einem Steuerberater, dann können Sie zunächst keinen Jahresumsatz angeben. Deshalb kann der Steuerberater keinen Gegenstandswert ermitteln. In diesem Fall würden Sie eine Zeitgebühr vereinbaren, auf deren Basis die Kosten für eine Steuerberatung kalkuliert wird.

3. Aufwand als Kostenfaktor

Trotz der gesetzlichen Vorgaben hat Ihr Steuerberater einen gewissen Spielraum bei der Kalkulation. Die Anzahl der Belege, Buchungen und Konten spielen unter anderem eine Rolle: Je größer der Aufwand und komplexer die Aufgaben, desto höher wird der Steuerberater sein Honorar innerhalb der Gebührenspannweite ansetzen.

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Wie funktioniert der Gebührenrahmen der StBVV?

Für jede Tätigkeit bietet die Steuerberatervergütungsverordnung einen definierten Gebührenrahmen. In diesem Rahmen darf der Steuerberater abrechnen. Damit Sie selbst kalkulieren können, sind diese Begriffe wichtig:

  • Zehntel: Recheneinheit für die Gebührenberechnung (10% der vollen Gebühr)
  • Mindestgebühr: Die unterste Grenze für die Gebührenberechnung
  • Mittelgebühr: Der Mittelwert für die Gebührenberechnung
  • Maximalgebühr, volle Gebühr,  zehn Zehntel, 10/10: Die Obergrenze für die Gebührenberechnung. Ihre Verwendung setzt einen nachweisbar besonders hohen Aufwand voraus.

 

Auszug Tabelle A Steuerberatervergütungsverordnung (25.6.2020)

Gegenstandswert Volle Gebühr (Zehn Zehntel)
900 Euro 76 Euro
3.000 Euro 222 Euro
5.000 Euro 354 Euro
10.000 Euro 571 Euro
13.000 Euro 618 Euro
19.000 Euro 712 Euro
25.000 Euro 806 Euro
35.000 Euro 977 Euro
50.000 Euro 1.230 Euro
65.000 Euro 1.320 Euro
95.000 Euro 1.502 Euro
155.000 Euro 1.864 Euro
200.000 Euro 2.136 Euro
600.000 Euro 3.211 Euro
Mehrbetrag bis 5 Mio Euro:
Jede angefangene 50.000 Euro
141 Euro
Mehrbetrag 5 – 25 Mio Euro:
Jede angefangene 50.000 Euro
106 Euro
Mehrbetrag ab 25 Mio Euro:
Jede angefangene 50.000 Euro
83 Euro
Quelle: Fünfte Verordnung zur Änderung steuerlicher Verordnungen

 

Welche Steuerberaterleistung kostet wie viel?

Je nach Leistung, die Mandanten benötigen, wendet der Steuerberater verschiedene Schlüssel zur Berechnung der Gebühren an. Dabei steht der Aufwand im Vordergrund. Ausgangswert ist der Gegenstandswert. Danach wird der Multiplikator für die Leistung angewendet – je nach Aufwand. Wer selbst einen Blick in die Vergütungsverordnung werfen will, findet die jeweiligen Gebühren in diesen Tabellen:

  1. Beratung
  2. Jahresabschluss
  3. Buchführung
  4. Landwirtschaftliche Tabelle
    1. Betriebsfläche
    2. Jahresumsatz
  5. (Rechtsbehelfe) aufgehoben

 

Auszug aus der Vergütungsverordnung

Leistung Maximalgebühr Mittelgebühr Mindestgebühr
Erstberatung 190 Euro zzgl. MwSt 5,5/10 1/10
Einkommensteuererklärung 6/10 3.5/10 1/10
Umsatzsteuererklärung 8/10 4.5/10 1/10
Körperschaftsteuererklärung 8/10 5/10 1/10
Gewerbesteuererklärung 6/10 5/10 1/10
Laufende Buchhaltung (monatlich) 12/10 7/10 2/10
Anhang Jahresabschluss 12/10 7/10 2/10
EÜR 20/10 12.5/10 5/10
Bilanz 40/10 25/10 10/10

Wie die Tabelle zeigt, ist der Spielraum sehr groß. In den meisten Fällen wendet der Steuerberater die Mittelgebühr an. Daran sollten sich Selbständige also zunächst orientieren. Immer wenn ein größerer Multiplikator angewendet wird, muss das gut begründet werden.

Rechenbeispiel Nebengewerbe

Bei einem Jahresumsatz von 19.000 Euro liegt die Vollgebühr (10/10)  für die Buchhaltung bei 996 Euro. Wenn Sie den Steuerberater mit der Buchhaltung beauftragen, liegt die Kostenspanne zwischen 199,20 Euro (2/10) und 1.195,20 Euro (12/10) pro Jahr.

Rechenbeispiel Freiberufler

Sie beauftragen den Steuerberater mit dem Erstellen der Einkommen- und Umsatzsteuererklärung sowie einer EÜR. Aus der EÜR ergeben sich Einnahmen (Gegenstandswert) von 65.000 Euro. Damit beläuft sich die Vollgebühr (10/10) auf 319 Euro. Auf Basis der Mittelgebühr (12,5/10) ergibt sich ein Honorar von 398,75 Euro.

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Wie kann ich Kosten beim Steuerberater einsparen?

Es gibt mehrere Chancen, wie Selbständige durch Eigeninitiative Steuerberater-Kosten einsparen können.

Tipp: Denken Sie daran, dass auch Ihre Arbeitszeit oder die Ihrer Mitarbeiter eine kostbare Ressource ist. Der eigene Aufwand sollte sich also in einem sinnvollen Rahmen halten. Wer dabei Fehler macht, kann dem Steuerberater Mehraufwand bereiten – Stichwort Korrekturbuchungen – und damit die Steuerberater-Kosten noch steigern. Überlegen Sie also genau, was Sie selbst stemmen können und was nicht.

Vorbereitung der Steuerunterlagen

Ihre eigene Dokumentation ist hier der Schlüssel: Wenn Sie alle notwendigen Unterlagen vorbereiten und gut sortiert einreichen, verkleinern Sie den zeitlichen Aufwand enorm. Das wirkt sich direkt auf die Steuerberater-Kosten aus. Ordnen Sie vorab:

  • Lohnsteuerunterlagen
  • Spendenbescheinigungen
  • Relevante Belege und Unterlagen
    • Steuerbescheinigungen
    • Werbungskosten
    • Kassenbuch
    • Reisekosten
    • Fahrtenbuch
    • Tankbelege
    • Miet- und Darlehensverträge
    • Bankauszüge

 

Ausfüllen der Steuerunterlagen

Gerade Einzelunternehmer müssen die Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit mit Ihrer persönlichen Steuererklärung übermitteln. Um Kosten einzusparen, können Sie einige Unterlagen vorab ausfüllen: Der Hauptvordruck (auch Mantelbogen genannt) enthält Ihre persönlichen Daten, die Sie am besten selbst eintragen. Das spart Aufwand und Gebühren beim Steuerprofi.

Vorbereitende Buchhaltung und Vorkontierung

Selbständige können die Kontierung vorbereiten, indem sie Belege und Geschäftsvorgänge den passenden Konten zuordnen. Im Anschluss überprüft der Steuerberater diese Arbeit. Das geht schneller und spart daher Kosten ein.

Tipp: Viele Softwares unterstützen diese Aufgabe mit intelligenten Vorschlägen.

Umsatzsteuervoranmeldung selbst erledigen

Falls Ihr Unternehmen umsatzsteuerpflichtig ist, müssen Sie die Umsatzsteuer in festgelegten Abständen anmelden. Selbständige können die UStVa selbst übernehmen.

Tipp: Auch hier helfen Buchhaltungs-Softwares, die diese Funktion unterstützen. Wählen Sie am besten eine aus, die den Zugriff des Steuerberaters erlaubt. Hier finden Sie weitere Tipps für die Suche nach einer passenden Software-Lösung.

Wie kann ich Steuerberater-Kosten absetzen?

Grundsätzlich können Mandanten einen Großteil der Steuerberatergebühren absetzen, z. B. für die Buchhaltung, das Erstellen einer EÜR oder Bilanz und das Aufstellen des Jahresabschlusses. Auch ein einmaliges Beratungsgespräch per Telefon kann abgesetzt werden.

Das Anfertigen der Einkommensteuererklärung können Sie ebenfalls absetzen. Dazu müssen die Gebühren entweder als Betriebsausgaben oder Werbungskosten deklariert werden.

Kosten absetzten als… Steuerformular
Betriebsausgaben  Anlage G (Gewerbebetrieb)
Anlage EÜR
Anlage L (Land- und Forstwirtschaft)
Anlage S (Selbständige Arbeit)
Werbungskosten Anlage N (Nichtselbständige Arbeit)
Anlage AUS (Ausländische Einkünfte)
Anlage SO (Sonstige Einkünfte)
Anlage KAP (Kapitalvermögen)
Anlage R (Rente)
Anlage V (Vermietung und Verpachtung)

Hier finden Sie weitere Steuertipps für Selbständige.

Nicht absetzbare Steuerberater-Kosten

  • Ausfüllen des Mantelbogens
  • Anlage K (Kind)
  • Sonderausgaben
  • Beratung aus dem Bereich „private Lebensführung”
    • Erbschaft
    • Schenkung
    • Eigenheimzulage
    • Kindergeld/-betreuung
    • außergewöhnliche Belastung

 

Wie sieht die Rechnung von einem Steuerberater aus?

Grundsätzlich kann die Rechnung folgende Elemente enthalten:

  • Gebühren (netto) aufgeschlüsselt nach Leistung/Tätigkeit
  • Zeitgebühren, aufgeschlüsselt nach Dauer und Leistung/Tätigkeit (falls vereinbart)
  • Auslagen z. B. für Telekommunikation, Kopien, Scans, Fahrtkosten
  • Vorschriften der StBVV, die angewendet wurden
  • Verrechnung von Vorschüssen (falls vereinbart)
  • Erfolgshonorar (falls vereinbart)
  • Mehrwertsteuer

 

Kann ich die Steuerberater-Kosten vorab verhandeln?

Ja. Das kommt besonders häufig vor, wenn kein Gegenstandswert ermittelt werden kann. Dann müssen Mandant und Steuerberater eine Zeitgebühr ausmachen. Ein „Festpreis” ist nicht möglich, da zu jedem Zeitpunkt die Steuerberatervergütungsverordnung gilt – und diese darf nicht umgangen werden.

Pauschalvergütungen nach § 14 StBVV sind möglich unter bestimmten Voraussetzungen. Dies betrifft „einzelne oder mehrere für denselben Auftraggeber laufend auszuführende Tätigkeiten”. Wer also wiederkehrende Leistungen beauftragen will, kann hier verhandeln und eine pauschale Vergütung schriftlich vereinbaren. Allerdings sind einige Steuerberaterleistungen wie schriftliche Gutachten oder Rechtsberatung von dieser Regelung ausgeschlossen.

 

Was mache ich, wenn die Kosten zu hoch oder viel höher als erwartet sind?

Zunächst ist es sinnvoll, zu prüfen, ob Sie einfach zu optimistisch kalkuliert haben oder ob der Dienstleister in der Tat den Gebührenrahmen voll ausgenutzt hat. Ist Zweiteres der Fall, können Sie den Steuerberater darum bitten, diese Entscheidung zu begründen. Und das am besten schriftlich.

 

Wo kann ich mich bei Problemen oder Konflikten mit der Steuerberatung beschweren?

Die zuständige Steuerberaterkammer nimmt schriftliche Beschwerden entgegen und funktioniert auch als Mediator. Allerdings ist die Kammer nicht befugt, Gebührenrechnungen einseitig zu prüfen. Nur wenn ein Zivilgericht eine Prüfung in Auftrag gibt, kann die Kammer tätig werden.

Bitte denken Sie daran, dass Sie den Sachverhalt möglichst detailreich darstellen und Nachweise einreichen. Als Mandant müssen Sie nachweisen, dass Ihr Steuerberater seine Berufspflicht vernachlässigt oder verletzt hat. Weiterhin bleibt Ihnen der Rechtsweg.

 

Kann ich meinen Steuerberater wechseln, wenn ich unzufrieden bin?

Ein Steuerberaterwechsel ist selbstverständlich möglich. Auch wenn es keine gesetzlichen Fristen für eine Kündigung gibt, sollten Sie den Zeitpunkt clever wählen. Hier finden Sie einige Tipps für einen reibungslosen Wechsel. Wenn Sie eine neue Steuerberatung gefunden haben, findet eine Art Handshake statt: Mithilfe eines Datentransfer (meistens via DATEV) kann der neue Steuerberater nahtlos weiterarbeiten.

Tipp: Leistungen, die der bisherige Dienstleister übernommen hat, müssen Sie mit großer Wahrscheinlichkeit trotz einer Kündigung anteilig oder komplett bezahlen. Stellen Sie sich also auf eine abschließende Rechnung ein.

 

Was kann ich tun, wenn mein Steuerberater Fehler gemacht hat?

Sind Ihnen durch nachweisbare Fehler des Steuerberaters Schäden entstanden, kann daraus ein Anspruch auf Schadensersatz entstehen. Denn genau in diesen Fällen haften Steuerberater mit ihrer Berufshaftung. Schäden sind hier ein sehr weit gefasster Begriff: Von fehlerhaften Buchungen über verpasste Finanzamt-Fristen bis hin zur Falschberatung kann eine Vielzahl von professionellen Fehlern Mandaten Schaden zufügen. Bei groben Fehlern wird häufig der Weg zum Zivilgericht notwendig. Falls Sie den Rechtsweg beschreiten möchten, sollten Sie zunächst die Kommunikation dokumentieren und Nachweise sammeln.


Review: Gunnar Steffens, Steuerberater, 8P Partnerschaft mbB

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