Was ist Bootstrapping?

aktualisiert am 20. Oktober 2023 5 Minuten zu lesen
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Bootstrapping beschreibt die Finanzierung eines Unternehmens aus dem Eigenkapital der Gründer.

 

Was ist Bootstrapping?

Bootstrapping umfasst eine Reihe von Methoden zur Minimierung der Fremd- und Beteiligungsfinanzierung durch Banken und Investoren. Stattdessen steht die Finanzierung des Unternehmens aus eigenen Mitteln im Vordergrund.

Die Idee basiert auf dem Prinzip Wachstum durch geringe Ausgaben. Hierbei möchte der Gründer oder die Gründerin so weit wie möglich auf die Finanzierung durch Fremdkapital verzichten. Als Philosophie ist das Bootstrapping eine Gegenbewegung zur fieberhaften Investorensuche und die damit verbundene Abhängigkeit von fremden Interessen.

Der englische Begriff Bootstrap lässt sich am besten mit „Stiefelriemen“ übersetzen. Mithilfe des Stiefelriemens zieht man sich laut Sprichwort aus eigener Kraft am Riemen über den Zaun. Bootstrapping ist verwandt mit anderen Management-Strategien wie der Lean Startup-Methode.

 

Woher kommt das Kapital beim Bootstrapping?

  • Eigenkapital
  • Staatliche Fördermittel
  • Private Darlehen von Freunden und Familie
  • Überschaubare Bankkredite
  • Steuerliche Subventionen

 

Eigenkapital

Damit Bootstrapping erfolgreich sein kann, muss der Anteil des Eigenkapitals hoch genug sein, um das laufende Geschäft betreiben zu können. Ein zusätzliches Finanzpolster für unvorhergesehene Ereignisse ist ebenfalls ein Muss. Je mehr Eigenkapital Gründer dem Unternehmen zur Verfügung stellen können, desto einfacher ist der Start.

Staatliche Fördermittel

In Deutschland bietet der Staat und die einzelnen Bundesländer Startups zahlreiche Förderprogramme, die sie während der Anfangsphase nutzen können. Bestenfalls nimmt der Existenzgründer die Möglichkeiten eines Förderchecks in Anspruch.

Private Darlehen

Diese Kategorie wird oft mit FFF bezeichnet (family, friends and fools). Darlehen aus dem engeren Kreis haben den Vorteil, dass sie meistens zinslos vergeben werden. Die Ersparnis der Zinslast bietet Gründern mehr Freiräume.

Überschaubare Bankkredite

Die Aufnahme von Fremdkapital ist beim Bootstrapping nur in geringem Umfang vorgesehen. Bootstrapper sollten darauf achten, dass der Zinssatz und die Laufzeit mit der Kapitalisierung vereinbar ist.

Steuerliche Vorteile

Zum Bootstrapping eignen sich die steuerlichen Subventionen, von denen jeder Existenzgründer profitieren kann. Der Investitionsabzugsbetrag zum Beispiel kann in Anspruch genommen werden, wenn eine Investition in den kommen drei Jahren ansteht. Einen Teil der Anschaffungskosten (maximal 50 % seit 2020) des Investitionsobjekts können Unternehmen schon vor der Anschaffung steuerlich geltend machen. Der hierdurch entstandene Betriebsausgabenabzug mindert den steuerpflichtigen Gewinn – und damit die Steuerlast.

 

So funktioniert Bootstrapping

Gut planen und sorgfältig kalkulieren heißt das Motto jedes Bootstrappers. Nur so kann die Methode Erfolg haben. Eine detaillierte Kostenanalyse ist ein Muss, um den Bedarf an das Eigenkapital zu ermitteln.

Bei der Kalkulation der Kosten muss der Existenzgründer beachten, dass die Umsätze in den ersten Monaten im Normalfall nicht ausreichen, um alle Ausgaben zu decken.

Kosten kalkulieren

  • Gründungs- und Investitionskosten
    • Notargebühren und weitere Bürokratiekosten
    • Steuerberatergebühren
    • Equipment
    • Marketing
  • Fixe und variable Kosten
    • Materialkosten
    • Gewerbemiete und Nebenkosten
    • Personalkosten
    • Kammermitgliedschaften
    • Steuern
    • Banking
    • Lebensunterhaltskosten

Nach der Kostenanalyse ermittelt der Existenzgründer, welche eigenen Mittel den Aufwendungen entgegenstehen. Um die Liquidität zu sichern, ist es erforderlich, dass die Umsätze innerhalb eines definierten Zeitraums steigen. Die Kriterien für ein erfolgreiches Umsatzwachstum sind das Erreichen des Break-Even-Points und ein positiver Cashflow.

Schlankes Wirtschaften, auch im Privatleben

Nicht selten schließt Bootstrapping auch die privaten Ausgaben der Gründer mit ein. Das heißt auch persönliche Kosten werden verringert soweit es geht, damit der Großteil der Gewinne nicht ausgeschüttet bzw. entnommen werden muss, sondern im Unternehmen als Kapitalrücklage bleiben kann.

 

Welche Vor- und Nachteile hat Bootstrapping?

Wie jede andere Art der Finanzierung hat das Bootstrapping Vorzüge, aber auch eindeutige Minuspunkte.

Vorteile

  • Starker Fokus auf Wachstum
  • Unabhängigkeit von Investoreninteressen
  • Alleinige Entscheidungsgewalt und Kontrolle

 

Nachteile

  • Investitionen bergen persönliches Risiko
  • Kein Zugang zu Netzwerk und Know-how von Investoren
  • Hoher Planungsdruck bis zur Profitabilität

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