Rentenversicherung: So planen Sie als Unternehmer:in Ihre Rente

aktualisiert am 20. Oktober 2023 16 Minuten zu lesen
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Selbst die erfolgreichste Selbständigkeit findet irgendwann aus Altersgründen ihr Ende. Selbst, wenn Sie jetzt noch jung sind, sollten Sie die Gedanken an diese Zukunft nicht auf die lange Bank schieben. Denn wie schön Ihre Altersruhe wirklich wird, hängt in entscheidendem Maß davon ab, wie Sie sie in den vorherigen Jahrzehnten vorbereiten.

 

Selbständige und Rente im Überblick

Beim Blick auf das Thema Rente gelten für Selbständige im Vergleich zu festangestellten Arbeitnehmern eine ganze Reihe von Besonderheiten. Dazu gehören insbesondere:

  • Hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit
  • Frühzeitige Planung der Rente erforderlich
  • Planung der Zukunft des Unternehmens

 

Eigenverantwortlichkeit

Eigenverantwortlichkeit spielt für Selbständige eine zentrale Rolle bei der Rentenversicherung. Angestellte sind pflichtversichert, sie zahlen also in jedem Fall in eine Rentenkasse ein. Dabei gilt natürlich, dass Zusatzvorsorge in diesem Rahmen ebenfalls sinnvoll sein kann.

Für Selbständige besteht mit wenigen Ausnahmen keinerlei Pflichtversicherung. Dementsprechend bekommen Sie, wenn Sie sich nicht selbst auf verschiedenen Wegen um die Vorsorge kümmern, gar keine Rente – sofern Sie nicht in anderen Phasen ihres Lebens fest angestellt tätig waren. Das kann zu einem Abfallen des Lebensstandards und zu Altersarmut führen.

Frühe Planung

Aus diesem Grund spielt für eine ausreichende Rente eine gut durchdachte Planung eine wichtige Rolle. Nur so können Sie als Selbständiger erreichen, im Alter ausreichend abgesichert zu sein.

Daher sollten Sie bereits zu Beginn Ihrer Selbständigkeit überlegen, was Sie unternehmen müssen, um eine monatliche Rente zu haben, von der Sie komfortabel leben können. Je früher Sie diesen Schritt gehen, desto zielführender und zufriedenstellender ist das Ergebnis am Ende.

Notwendigkeiten zum Zeitpunkt des Renteneintritts

Beim Eintritt in die Rente sollte geklärt sein, wie es mit Ihrem Unternehmen ab diesem Zeitpunkt weitergeht. Zum einen besteht die Option einer familiären Nachfolge, was oftmals in kleinen und mittelständischen Betrieben angedacht wird. Alternativ können Sie überlegen, ob Sie die Firma veräußern.

Die Erträge aus einem solchen Verkauf wiederum spielen eine große Rolle im Zusammenhang mit Ihrer Altersabsicherung, da Sie als Teil der Rente genutzt werden können.

Allerdings sollten Sie nicht ausschließlich darauf setzen, dass der Verkauf Ihres Betriebes Ihnen eine ausreichende Rente bietet. Schließlich kann es zu unerwarteten Situationen wie einer wirtschaftlichen Krise kommen, die dazu führt, dass der Verkauf sich verzögert oder Ihnen nur einen geringen Ertrag einbringt.

 

Selbständige und die gesetzliche Rentenversicherung

In welchen Branchen gilt die Pflichtversicherung für Selbständige?

Selbständige sind üblicherweise von der Pflicht zur gesetzlichen Rentenversicherung befreit, allerdings gibt es hier Ausnahmen. Bestimmte selbständige Berufsgruppen müssen eine gesetzliche Rentenversicherung abschließen.

Dazu gehören unter anderem:

  • Künstler
  • Publizisten
  • Handwerker
  • Hebammen
  • Freiberufliche Lehrer
  • Selbständige in der Pflege
  • Selbständige im Bereich Erziehung

 

Keine Pflicht und trotzdem pflichtversichert – geht das?

Wenn Selbständige in Berufsgruppen tätig sind, die von der Pflicht zur gesetzlichen Rentenversicherung befreit sind, haben Sie die Möglichkeit, freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzutreten. So können Ansprüche auf eine Altersrente entstehen.

Zusätzlich besteht die Option, in diese Art der Versicherung eine Erwerbsminderungsrente, eine Berufsunfähigkeitsrente oder eine Hinterbliebenenrente zu inkludieren. Wie sinnvoll es ist, freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzutreten, hängt sehr vom individuellen Fall ab.

Dementsprechend sollten Sie sich vorher in jedem Fall von einem Experten beraten lassen und das Pro und Contra abwägen. Dabei kann es sinnvoll sein, auf die potenziellen Risiken, die für Sie ganz individuell bestehen, zu schauen und die Rentenmodelle durchzurechnen.

Zusätzlich können Sie Gespräche mit befreundeten Selbständigen führen und in Erfahrung bringen, ob diese Personen solch ein Modell wahrnehmen und was die entsprechenden Gründe für das Vorgehen sind. So erhalten Sie einen guten Überblick über die Rentabilität und können eine zielführende Entscheidung treffen.

 

Private und staatlich bezuschusste Vorsorgeformen

Neben der freiwilligen Pflichtversicherung gibt es mehrere private und staatlich geförderte Optionen der Rentenversicherung, die je nach der individuellen Situation für Selbständige sinnvoll sein können. Dazu gehören:

Rürup-Rente

Eine der bekanntesten und gängigsten Formen der Altersvorsorge für Selbständige ist die sogenannte Basisrente. Sie wird alternativ Rürup-Rente genannt, nach ihrem Erfinder Bert Rürup.

Hier finden Sie zu diesem Thema weitere Infos und Details. So gibt es verschiedene Vertragsmodelle, unter anderem mit oder ohne Hinterbliebenenschutz. Alternativ können Sie auf eine fondsgebundene Rente oder eine Sofortrente setzen.

Besonders spannend ist die Rürup-Rente durch die Möglichkeit der staatlichen Förderung, die mithilfe von Steuervorteilen umgesetzt wird. So können Sie seit Beginn 2023 die gesamten Einzahlungen steuerlich geltend machen, was zu finanziellen Erleichterungen führt.

Riestern für Selbständige

Eine weitere Option der Rentenversicherung besteht in der Riesterrente, benannt nach ihrem Erfinder Walter Riester. Dieses Modell ist ursprünglich entwickelt worden, um eine zusätzliche Absicherung zur gesetzlichen Rentenversicherung anzubieten.

Angestellte können mit dem Konzept ihre Rentenzahlungen im Alter erhöhen. Dabei erhalten sie einerseits Zuschüsse vom Staat, des Weiteren wird die Riester-Rente wie die Rürup-Rente durch steuerliche Vorteile gefördert.

Die Möglichkeit, einen solchen Vertrag abzuschließen, besteht gleichermaßen für Selbständige. Allerdings können Sie die Förderungen und Zulagen nur unter bestimmten Bedingungen erhalten. Diese sind:

  • Einzahlen in eine gesetzliche Rentenversicherung
  • Ehe oder eingetragene Partnerschaft mit einem Angestellten oder einer Angestellten, die die Riester-Rente wahrnehmen

Dementsprechend sind dem Modell für Sie als selbständige Person deutliche Grenzen gesetzt, die durch Ihre aktuellen Umstände oder Veränderungen Ihrer Situation eintreten können. Falls Sie sich zum Beispiel ab einem gewissen Punkt entscheiden, nicht mehr in die gesetzliche Rentenkasse einzuzahlen, hat das einen entsprechenden Einfluss auf Ihren Riester-Vertrag.

 

Rente ganz auf eigene Faust: Was ist möglich und sinnvoll?

Neben diesen Varianten gibt es einige weitere Optionen, als Selbständiger für die Finanzierung des Lebensstandards im Alter vorzusorgen. Dabei können vor allem verschiedene Geldanlagen zielführend sein. Hierzu gehören unter anderem:

  • Immobilien
  • ETFs
  • Weitere Wertanlagen

 

Absicherung durch Immobilien

Das Absichern der Rente durch eine Immobilie ist durch verschiedene Modelle möglich. Zum einen kann ein Objekt gekauft werden, das bis ins hohe Alter bewohnt wird. Dadurch sparen Sie, sobald beispielsweise ein Kredit, den Sie für den Kauf aufgenommen haben, abbezahlt ist, eigene Mietkosten und haben dementsprechend monatlich mehr monetäre Mittel zur Verfügung.

Alternativ kann die Immobilie gekauft werden, um die Rente durch die Erlöse eines späteren Verkaufes oder regelmäßige Mieteinnahmen aufzubessern. Bei Ersterem kann im besten Fall sogar ein Gewinn erzielt werden, durch den sich der Erwerb besonders lohnt.

Zusätzlich kann der Erwerb einer Immobilie gleichzeitig als Möglichkeit zum Sparplan gesehen werden. Gerade wenn es Ihnen schwerfällt, ohne besonderen Anlass regelmäßig monetäre Mittel auf die Seite zu legen, schaffen Sie so eine Basis für eine gewisse Disziplin.

Allerdings sollten Sie beim Hauskauf verschiedene Faktoren beachten. Dabei spielt unter anderem die Lage eine Rolle – gleiches gilt, falls Sie planen, ein neues Objekt bauen zu lassen.

Im Netz finden Sie einige zentrale Tipps, was wichtig ist, wenn Sie ein bereits älteres Bestandsgebäude kaufen. Unter anderem lohnt sich in diesem Rahmen ein genauer Blick auf die Bausubstanz. Der Grund: Die Behebung von Schäden, zum Beispiel durch Feuchtigkeit, kann später hohe Kosten verursachen.

Dementsprechend würden Sie deutlich mehr Geld investieren als ursprünglich geplant, was Ihre Gewinne schmälert und somit die Rente, die Sie erzielen möchten, mindert. Gleiches gilt, wenn die Preise in der Region oder dem Viertel, in dem Ihre Immobilie steht, fallen. Lassen Sie sich also vor dem Kauf in jedem Fall von einem unabhängigen Experten beraten und informieren Sie sich selbst über verschiedene seriöse Kanäle.

ETFs

Eine weitere gängige Anlageoption besteht im Erwerb von sogenannten ETFs. Diese Indexfonds beinhalten viele verschiedene Aktien, weshalb Sie eine breite Risikostreuung bieten und vergleichsweise sicher sind.

ETFs gibt es mit einem Portfolio aus Wertpapieren aus den verschiedensten Branchen und Ländern. Andere Indexfonds wiederum grenzen ihren Fokus ein und konzentrieren sich auf bestimmte Regionen oder Wirtschaftssektoren. Unter anderem spielen dabei Schwellenländer sowie Nachhaltigkeit eine Rolle.

Mit einem Blick auf ETFs haben Sie zum einen die Möglichkeit, große Mengen der Papiere auf einmal zu kaufen. So können Sie zum Beispiel nach einem besonders ertragreichen Jahr einen Teil der Auszahlungen aus Ihrem Unternehmen, die Sie für sich privat beanspruchen, für Ihre Rente anlegen.

Alternativ gibt es bei vielen Anbietern die Option, einen Sparplan zu erstellen, in den monatlich eine bestimmte Summe von Ihrem Konto fließt. Diese Sparraten können Sie immer wieder anpassen, also in erfolgreichen Phasen erhöhen und in weniger positiven Zeiten nach unten korrigieren.

Trotz aller Risikostreuung birgt das Anlegen von monetären Mitteln immer die Gefahr des Verlustes. Deshalb sollten Sie sich vor dem Erwerb von ETFs umfangreich über das entsprechende Produkt informieren und falls nötig von einem neutralen Experten beraten lassen.

 

Weitere Wertanlagen: Sinnvoll oder zu riskant?

Womöglich haben Sie bereits von der Möglichkeit gehört, monetäre Mittel abseits des Immobilienkaufes in Wertgegenstände anzulegen. Dazu können unter anderem gehören:

  • Edelmetalle
  • Autos
  • Uhren
  • Weine

Im besten Fall ergibt sich nach dem Kauf über Jahre und Jahrzehnte eine Wertsteigerung. Allerdings sollten Sie beachten, dass solche Anlagen sehr riskant sind – ohne tiefgehendes Fachwissen ist dringend davon abzuraten.

Durch das hohe Risiko besteht die Gefahr, dass Sie Ihre Rente, die ein elementarer Teil Ihres Alltags im Alter ist, nicht erhöhen, sondern mindern. Daher sollten Sie davon absehen, solche Anlagemöglichkeiten als Investition in Ihre Rente wahrzunehmen und eher auf die sichereren Optionen setzen.

 

Die goldenen Regeln der selbständigen Altersvorsorge

Bei einem Blick auf die Altersvorsorge sollten die zentralen Entscheidungen auf Basis einiger Grundregeln getroffen werden. Dazu gehören unter anderem:

  • Streuung
  • Flexibilität
  • Fokus auf Umsatz
  • Kalkulation der Höhe der Rente

 

Streuung und Flexibilität

Die Streuung meint im Zusammenhang mit der Rente eine Verteilung des Risikos sowie das Nutzen von unterschiedlichen Vorsorgeformen. So sollten Sie nicht alle Ihre monetären Mittel in eine Option investieren.

Dadurch können Sie vermeiden, dass Ihre Rente durch negative Entwicklungen einer bestimmten Anlageform gemindert bzw. geschmälert wird. Wenn Sie auf mehrere Optionen setzen, haben Sie eine höhere Sicherheit, was bei einem solch elementaren Faktor wie der Versorgung im Alter zentral ist.

Flexibilität sollte im positiven, wie im negativen Sinne gelten. So sollten Sie Ihren Plan für die Altersvorsorge ändern können, wenn sich neue Möglichkeiten ergeben, die die Gewinne erhöhen. Zusätzlich sollten Sie sich die Option offenlassen, in schlechten Zeiten bereits vor dem Renteneintrittsalter zumindest auf Teile der Rücklagen zurückgreifen zu können, um diese Phasen bestmöglich zu überbrücken.

Umsatz und Kalkulation der Höhe der Rente

Darüber hinaus sollten Sie abseits aller Rentenplanung einen Fokus auf hohe Umsätze legen. Natürlich sind die allermeisten Selbständigen hierauf ohnehin bedacht. Allerdings sollten Sie sich bewusst machen, dass hohe Umsätze den Vorteil haben, dass Sie mehr für Ihre Rente zurücklegen können – und dementsprechend hart und engagiert für dieses Ziel arbeiten.

Schlussendlich sollten Sie die monatliche Höhe Ihrer Altersrente sinnvoll kalkulieren. Dafür können Sie überlegen, welche Summe Sie benötigen, damit Ihr Lebensstandard nicht rapide abfällt. So ergibt sich ein bestimmtes Ziel, an dem Sie Ihre Planungen orientieren können und sollten. Bleiben Sie bei Ihrer Zielsetzung und den Wegen zur Erreichung allerdings realistisch.

 

Zusammenfassung und Fazit

Sie müssen nicht unbedingt ein Unternehmen aufbauen, das jährlich zweistellige Millionengewinne einfährt, um im Alter einen mehr als angenehmen Lebensstandard genießen zu können. Wichtig ist vor allem, sich überhaupt so früh wie möglich Gedanken um das Thema zu machen – daran hapert es bei vielen Selbständigen. Und selbst, wenn es verschiedene Wege der Altersabsicherung gibt, so sind alle jedoch stets mit der Notwendigkeit verbunden, gut zu wirtschaften. Wenn Sie dementsprechend Ihr Unternehmen clever führen, ist es im Detail fast nachrangig, welche Altersvorsorge sie genau wählen – denn je besser die Umsätze, desto mehr fällt für jede davon ab.

 

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