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Was ist das Ziel einer Bilanzanalyse?
Mit Hilfe einer Bilanzanalyse kann ein Unternehmen negative Entwicklungen identifizieren und ihnen entgegenwirken. Mit den darin ermittelten Kennzahlen kann realistisch eingeschätzt werden, welche Maßnahmen notwendig sind, z. B. ob Fremdkapital benötigt wird.
Beispiel: Eine niedrige Eigenkapitalquote ist ein erstes Anzeichen für eine drohende Zahlungsunfähigkeit. Unternehmen müssen hier rechtzeitig gegensteuern, um einen drohenden Insolvenzfall zu verhindern.
Welche Arten der Bilanzanalyse gibt es?
Im Bilanzrecht werden acht Arten der Bilanzanalyse unterschieden:
Horizontale Bilanzanalyse
Sie bildet das Verhältnis der Aktivposten zu den Passivposten ab und stellt Vermögenswerte und Schulden einander gegenüber. So können Unternehmen Liquiditätsengpässe schnell erkennen und passende Maßnahmen zur Vermeidung in die Wege leiten. Bei der horizontalen Bilanzanalyse sind insbesondere kurzfristig liquidierbare Vermögenswerte und kurzfristig zu tilgende Verbindlichkeiten von Interesse.
Vertikale Bilanzanalyse
Bei dieser Betrachtung untersucht man die verschiedenen Aktiv- und Passivposten getrennt voneinander. In der Aktiva betrachtet man Anlage- und Umlaufvermögen, in der Passiva Eigen-und Fremdkapital. Eine der wichtigen Kennziffern, die hierbei ermittelt werden, ist die Eigenkapitalquote.
Interne Bilanzanalyse
Diese ist den Personen vorbehalten, die direkten Zugriff auf das unternehmensinterne Datenmaterial haben. Basis der Analysen sind alle Bestandteile des Jahresabschlusses, also Steuerbilanz, GuV und Lagebericht.
Externe Bilanzanalyse
Die externe Analyse einer Bilanz liefert zukünftigen Investoren (z. B. potenziellen Aktionären einer AG), Kunden oder Geschäftspartnern ein Bild von der wirtschaftlichen Lage eines Unternehmens. Um die entsprechenden Informationen zu erhalten, können diese Interessenten auf den publizierten Jahresabschluss oder den Geschäftsbericht zur Bilanz zurückgreifen.
Strategische Bilanzanalyse
Die strategische Analyse einer Bilanz untersucht Erfolgsfaktoren für Unternehmenswachstum. Dazu zählen Personal, Know-how, Ertragsstärke, Marktwert und die strategische Positionierung.
Qualitative Bilanzanalyse
Basis dieser Analyse sind keine quantitativen Kennziffern, sondern die verbale Berichterstattung, beispielsweise im Lagebericht und dem Anhang des Jahresabschluss.
Erfolgswirtschaftliche Bilanzanalyse
Sie hat das operative Ergebnis eines Unternehmens im Blick. Hierfür ermittelt das Unternehmen das Betriebsergebnis. Steuern, Zinsen und Abschreibungen bleiben unberücksichtigt.
Finanzwirtschaftliche Bilanzanalyse
Hier steht die finanzielle Situation des Unternehmens im Vordergrund. Von großem Interesse ist hierbei, wie hoch der Fremdkapitalanteil am gesamten betrieblichen Kapital ist.
Welche Kennzahlen ermittelt man in der Bilanzanalyse?
Bei der Analyse einer Bilanz berechnet ein Unternehmen z. B. die folgenden Kennzahlen:
- Eigenkapitalquote
- Eigenkapitalrentabilität
- Anlagendeckungsgrad
Eigenkapitalquote: Berechnung und Auswertung
Eigenkapitalquote in Prozent = Eigenkapital x 100 / Gesamtkapital
Die Eigenkapitalquote stellt das Eigenkapital ins Verhältnis zum gesamten Unternehmenskapital. Die Eigenkapitalquote sollte prinzipiell so hoch wie möglich sein. Die 50 %-Grenze sollte bei einem wirtschaftlich rentablen Unternehmen nicht unterschritten werden.
Eigenkapitalrentabilität: Berechnung und Auswertung
Eigenkapitalrentabilität = Gewinn x 100 / Eigenkapital
Würde man womöglich einen höheren Gewinn erzielen, wenn man das Eigenkapital in Geldanlagen investiert anstatt in die verrichtete Arbeit? Dies verrät uns die Eigenkapitalrentabilität. Sie entspricht quasi dem Zinssatz, den man für das Eigenkapital als Geldanlage erhalten würde. Liegt dieser deutlich über gängigen Zinssätzen der Banken, handelt es sich um einen guten Wert.
Anlagendeckungsgrad: Berechnung und Auswertung
Anlagendeckungsgrad = Eigenkapital x 100 / Anlagevermögen
Der Anlagendeckungsgrad drückt die Beziehung aus, die zwischen dem Anlagevermögen (z. B. Fuhrpark, Betriebs- und Geschäftsausstattung oder Maschinen) und dem Eigenkapital besteht: Je höher der Anlagendeckungsgrad in Prozent, desto höher ist die Finanzierung aus eigenen Mitteln. Bei einem Deckungsgrad von unter 50 % ist das Anlagevermögen zum größten Teil fremdfinanziert. Liegt er bei 70 Prozent oder darüber besteht eine solide Eigenfinanzierung.