Joint Ventures: Definition, Arten & Beispiele

Joint Ventures sind Zusammenschlüsse von mindestens zwei Unternehmen, um miteinander zu kooperieren. Doch was zeichnet ein Joint Venture aus, welche Joint Venture-Arten gibt es und welche Vor- und Nachteile können sich aus der Unternehmenskooperation ergeben? Hier finden Sie alle Infos.

 

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Zusammenfassung

Ein Joint Venture ist eine Kooperation von mindestens zwei rechtlich selbstständigen Unternehmen mit dem Ziel, ein gemeinsames Projekt umzusetzen. Die Partner bringen Kapital, Know-how oder Ressourcen ein und teilen sich Risiken sowie Gewinne. Es gibt zwei Hauptformen: das Equity Joint Venture mit Gründung eines gemeinsamen Unternehmens und das Contractual Joint Venture, das auf vertraglicher Basis ohne neue Gesellschaft funktioniert. Typische Einsatzbereiche sind Markteintritte, Technologietransfer oder Großprojekte.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Ein Joint Venture, zu Deutsch „Gemeinschaftsunternehmen”, oder „gemeinsames Wagnis” beschreibt die Kooperation zwischen mindestens zwei Partnerunternehmen. Der Begriff stammt aus dem Handelsrecht (HGB) und beinhaltet verschiedene Formen der Unternehmenskooperation. Die kooperierenden Unternehmen müssen hierbei wirtschaftlich voneinander unabhängig sein, dürfen also nicht Teil eines gemeinsamen Konzerns sein. Jedes Partnerunternehmen trägt sowohl Führungsverantwortung als auch finanzielles Risiko – das macht es zur Kooperationsform mit der höchsten Bindungsintensität.

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Andreas Munck

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Wesentliche Merkmale sind das gemeinsame Interesse der Partner sowie die Rechtsgrundlage, den Joint Venture-Vertrag. In diesem werden Regelungen zur Gewinnverteilung und zur gemeinsamen Kontrolle der Partner festgehalten. Weiterhin wird in diesem Vertrag geregelt, was von wem eingebracht wird, möglich ist das Einbringen von:

  • Kapital
  • Produktionsmitteln
  • Arbeitskräften
  • Wissen

 

Beispiele

Hier sind einige der bekannteren Zusammenschlüsse:

  • Versicherungsgigant Allianz und die VW-Tochter Volkswagen Financial Services haben ein JV gebildet, um sich im Sektor der Kfz-Versicherungen eine marktführende Position zu verschaffen.
  • Mobiltelefonhersteller Nokia und Elektrogigant Siemens gründeten ein Gemeinschaftsunternehmen in Helsinki, um gemeinsam einen großen Konkurrenten vom Markt zu drängen.
  • Energiekonzerne RWE und E.ON taten sich in Großbritannien zusammen, um dort neue Kernkraftwerke zu bauen.

 

Wie kann ein Joint Venture aussehen?

Abhängig davon, welche Ebene der Kooperation betrachtet wird, können Joint Ventures sehr unterschiedliche Varianten aufweisen. Die Arten lassen sich nach Kooperationsform, räumlicher Dimension und Branchenausrichtung unterteilen.

Rechtliche Ausgestaltung bzw. Kooperationsform

Hier wird zwischen dem Contractual und dem Equity Joint Venture unterschieden. Wird ohne weiteren Zusatz von einem Joint Venture gesprochen, ist meist von einem Equity Joint Venture die Rede. Dieses zeichnet sich dadurch aus, dass die Partnergesellschaften ein gemeinsames, neues Unternehmen gründen, an dem sie sich beteiligen. Generell wird bei dieser Form eine Rechtsform mit beschränkter Haftung gewählt, da hier die Privathaftung von vornherein vermieden werden kann.

Ein Contractual Joint Venture hingegen basiert nur auf einem Vertrag, dem Joint Venture-Vertrag. Im Gegensatz zum Equity Joint Venture, bei dem der Vertrag der Satzung entspricht, handelt es sich hier schlicht um einen Zusammenarbeitsvertrag. Es wird kein separates, eigenständiges Unternehmen gegründet und die Partner treten weiterhin unter ihrem eigenen Namen auf. Die Unternehmenskooperation besteht beim Contractual Joint Venture gemäß §§ 70 ff. BGB somit ausschließlich als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR).

Räumliche Dimension

Hier wird lediglich unterschieden, ob es sich um Unternehmenspartner handelt, die ihren jeweiligen Unternehmenssitz im Inland haben, oder ob sich mindestens einer der Unternehmenssitze im Ausland befindet. Man spricht hier von Domestic bzw. International Joint Ventures. Bei International Joint Ventures erfolgt die Kapitalbeteiligung immer über Direktinvestitionen (Auslandsinvestitionen zu einem unternehmerischen Zweck).

Branchenausrichtung

Weiterhin wird unterschieden, ob es sich bei einer Unternehmenskooperation um Gesellschaften aus ähnlichen, unzusammenhängenden oder identischen Branchen handelt. Weiterhin sind JV entlang verschiedener Wertschöpfungsstufen derselben Branche möglich:

  • Konglomerates JV: Es besteht kein Zusammenhang zwischen den Branchen der Partnerunternehmen
    • Beispiel: ein Hersteller von Süßwaren und ein Elektrohandel
  • Konzentrisches JV: Die Partner stammen aus ähnlichen Branchen
    • Beispiel: ein Hotel und ein Wellness-Spa
  • Horizontales JV: Das Gemeinschaftsunternehmen schließt sich aus Partnern aus derselben Branche zusammen
    • Beispiel: ein Verlag und ein Buchhändler, ein Restaurant und ein Lieferdienst
  • Vertikales JV: Die Kooperationspartner kommen aus unterschiedlichen Wertschöpfungsstufen
    • Beispiel: ein Mehlproduzent, ein Lieferant, ein Backwarenhändler und ein Marketingunternehmen
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Motive für ein Joint Venture

Die Gründe, eine Unternehmenskooperation einzugehen, können vielfältig sein. Das häufigste Motiv, ein Joint Venture zu gründen, ist jedoch strategischer Art. Nicht nur entsteht durch das Joint Venture ein Zugang zu Wissen und anderen Ressourcen, sondern schafft durch das Bündnis auch Synergien. Durch Joint Ventures entwickeln sich weiterhin Möglichkeiten der Diversifikation; beispielsweise kann ein Technologietransfer erfolgen und so zu etwas Neuem führen. Ein weiteres Motiv zur Kooperation ist auch die Risikominderung der einzelnen Unternehmen.

Allerdings gibt es nicht nur eigenständige Beweggründe für eine Kooperation: So besteht in einigen Schwellen- und Entwicklungsländern ein staatlicher Zwang zur Kooperation, damit die dort ansässigen Unternehmen von der Verbindung mit ausländischen Unternehmen profitieren können und so das Bruttoinlandsprodukt steigern. Weiterhin kann die rechtlich Lage vor Ort ausschlaggebend für ein Gemeinschaftsunternehmen sein: In China etwa dürfen in bestimmten Brachen keine reinen Tochterunternehmen von ausländischen Gesellschaften gegründet werden. In diesem Fall ist ein Joint Venture mit einem „einheimischen” Business für viele Unternehmen die einzige Möglichkeit, auf dem dortigen Markt Fuß zu fassen.

 

Vor- und Nachteile eines Joint Ventures

Da ein Joint Venture zur riskantesten Kooperationsform zählt, sprechen mindestens genauso viele Gründe für die Unternehmenskooperation wie dagegen. Bevor Sie sich also an einer Gemeinschaftsunternehmen beteiligen, sollten Sie unbedingt die Vor- und Nachteile abwägen.

Vorteile

Der größte Vorteil eines Joint Ventures ist der Wettbewerbsvorteil. Generell sind Unternehmen, die aus Bündnissen und Kooperationen bestehen, stärker gegenüber Konkurrenten. Durch die Verknüpfung des Know-hows entstehen Synergien: Kooperationspartner tauschen gewonnene Erkenntnisse aus und beschleunigen so ihren Technologiefortschritt. Auch für die einzelne Person innerhalb des Joint Ventures ergeben sich auf diese Weise viele Lerneffekte.

Ein weiterer Pluspunkt ist der Verbundeffekt (economies of scope): Durch Bündelung von Kompetenzen sowie Ressourcen werden Qualitätssteigerung und Kostensenkungen erzielt. So können trotz wachsender Vielfalt der Produkte innerhalb des Joint Ventures Kostenersparnisse realisiert werden, weil es preiswerter ist, mehrere Produkte gemeinsam zu produzieren als jedes für sich.

Ein weiterer Vorteil ist der erleichterte Einstieg in einen fremden Markt. können so Markteintrittsbarrieren senken, die ohne den Kooperationsverbund möglicherweise eine Expansion verhindert hätten.

Außerdem wird der Kapitalbedarf des Einzelnen reduziert. Dies führt dazu, dass das unternehmerische Risiko für jeden Kooperationspartner sinkt.

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Nachteile

Ein entscheidender Nachteil des Joint Ventures ist der große Koordinationsaufwand. Denn nicht nur sind alle Partner darauf angewiesen, sich abzusprechen, sondern gegebenenfalls müssen auch sprachliche und kulturelle Barrieren überwunden werden. Dadurch entstehen möglicherweise Konflikte und ein unangemessen hoher Zeitaufwand.

Ein großes Risiko bildet die Weitergabe von Fachwissen und betrieblichen Interna. Wenn ein Partner des Joint Ventures zukünftig zum Konkurrenten wird, wirkt sich Wissens- und Ideenklau überaus nachteilig auf den anderen Kooperationspartner aus.

Gegebenenfalls kann das Land, in dem das Joint Venture sitzt, einen Transferstopp beschließen. Das bedeutet, dass die Gewinnausschüttung an die ausländischen Kooperationspartner verboten wird oder die Partner ihrer Kapitalbeteiligung enteignet werden.

Als nachteilig könnte sich ebenfalls die Bilanzierung herausstellen: Sie muss nach nach den Standards der internationale Rechnungslegungsvorschriften (IFRS) erfolgen. Möglich ist die Quotenkonsolidierung oder die Bilanzierung nach Equity-Methode. Für neue Joint Ventures ist der komplexe Jahresabschluss vermutlich eine große Herausforderung.

Letztlich sind Gemeinschaftsunternehmen bekannt für ihre instabile Natur. Oft sind Unternehmenszusammenschlüsse dieser Art nur von begrenzter Dauer – sei es aufgrund einer vertraglich festgelegten Dauer oder durch frühzeitige Kündigung.

Fazit

Joint Ventures bieten Unternehmen die Möglichkeit, Synergien zu nutzen, Marktzugänge zu erleichtern und Ressourcen zu bündeln. Sie sind besonders vorteilhaft bei internationalen Expansionen oder technologieintensiven Projekten. Allerdings erfordern sie eine sorgfältige Vertragsgestaltung und Koordination, um Konflikte zu vermeiden und den gemeinsamen Erfolg sicherzustellen.

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