Geschäftskonten: Ab wann sollten Selbstständige ein Geschäftskonto führen?

aktualisiert am 8. März 2024 8 Minuten zu lesen
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Ein Geschäftskonto ist für Unternehmen und Selbstständige vollkommen natürlich. Doch gerade Freiberufler oder nebenberuflich Selbstständige verzichten oft auf die Einrichtung, da sie durchaus mit Nachteilen verbunden sein kann.

 

Die Argumente für ein Geschäftskonto

Letztendlich sprechen laut dieser Seite tatsächlich mehr Argumente für als gegen ein Geschäftskonto. Immerhin erleichtert es ein zweites Konto, die Einnahmen aus dem Geschäftsleben von üblichen Einnahmen zu trennen und auch Ausgaben unabhängig voneinander zu betrachten. Sollte es zu einer Betriebsprüfung kommen, werden private Ausgaben beispielsweise nicht vom Prüfer eingesehen – sofern ein Geschäftskonto vorhanden ist. Wer als Unternehmer wiederkehrende Einkünfte mit festen Beträgen hat, kann zudem ausschließlich über ein Geschäftskonto Lastschriftverfahren einrichten. Letztendlich hat das Geschäftskonto also durchaus erhebliche Vorteile:

  • Leichtere Buchführung
  • Bessere Geschäftsübersicht
  • Lastschriften möglich
  • Getrennte Privatbuchungen

Viele dieser Punkte lassen sich jedoch auch mit einem gewöhnlichen Zweitkonto verbinden. Kleinere Selbstständige verzichten aufgrund der höheren Kosten oft auf die geschäftliche Bankverbindung und richten lieber ein zweites Privatgirokonto ein. Hier muss jedoch beachtet werden, dass nicht jede Bank diese Nutzung erlaubt. Sollten monatlich zahlreiche verschiedene Geldeingänge auf dem Konto eingehen oder viele Überweisungen getätigt werden, erwarten Banken die Einrichtung eines geschäftlichen Kontos. Das liegt mitunter daran, dass die Kontoführungsgebühr und die Gebühren für Geldbewegungen im geschäftlichen Bereich aus Bankensicht besser vergütet werden.

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Ab wann ist ein Geschäftskonto sinnvoll?

Ein eigenes Konto für den Geschäftsverkehr ist immer sinnvoll. Auf diese Weise können Selbständige sich selbst ein Gehalt auszahlen und laufen nicht Gefahr, die Kosten miteinander zu vermischen. Das Geschäftskonto bleibt nun rein den geschäftlichen Zwecken vorbehalten, das Privatkonto hingegen samt dem sich selbst gezahlten Gehalt den privaten Ausgaben. Ob diese Vorgehensweise über ein privates Girokonto durchführbar ist, hängt mitunter von der Bank ab.

Privatkonto für geschäftliche Zwecke

Bei der Kontoeröffnung muss nicht selten ein Grund angegeben werden. Sollte der Grund sein, dass es sich um ein geschäftlich genutztes Konto handelt, fragen die meisten Banken gezielt nach. Oftmals ist es jedoch möglich, das Girokonto zu nutzen, sofern die Buchungsvorgänge im normalen Rahmen bleiben. Belaufen sich die Geldeingänge nur auf zehn Posten und sind die Abgänge ebenfalls übersichtlich, erwarten die Banken oft nicht die Eröffnung des Geschäftskontos. Das kann sich jedoch ändern, sobald die Geldbewegungen massiv zunehmen.

Keine gesetzliche Pflicht

Gesetzlich ist es nicht vorgeschrieben, ein eigenes Geschäftskonto zu führen. Es muss nur sichergestellt sein, dass die Einnahmen und Ausgaben deutlich dem Geschäft zuzuordnen sind, wie hier näher beschrieben wird. Dies kann bei der Buchhaltung deutlich mehr Arbeit machen, zumindest, wenn viele Ausgaben in der Steuererklärung geltend gemacht werden. Je nach Rechtsform wird das Thema Privatentnahmen ebenfalls relevant.

Dennoch ist jedem Selbstständigen zu raten, bereits zu Beginn der selbstständigen Tätigkeit über ein Zweit- oder gar Geschäftskonto nachzudenken. Eventuell lässt sich mit der Bank eine Einigung finden, das zweite Konto zuerst als Girokonto zu führen, um den Verlauf des Geschäfts abzuwarten.

Umwandlung in Geschäftskonto

Sollten die Geldbewegungen massiv zunehmen, wird das Konto nun in ein geschäftliches Konto umgewandelt. Diese Vorgehensweise ist jedoch nicht immer möglich und sollte vorab geklärt werden. Muss stattdessen ein neues Geschäftskonto eröffnet werden, kostet dies wieder Zeit:

  • Kontonummer auf Rechnungen ändern
  • Kunden neue Kontoverbindung mitteilen
  • Kontoverbindung an Versicherungen und andere Zahlungsempfänger weitergeben
  • Auf Fehlbuchungen achten

Gerade die Fehlbuchungen nach der Kontoumstellung sind ein kostspieliges Ärgernis. Für zurückgegangene Lastschriften zahlt der Kontoinhaber, selbst wenn er die Fehlbuchung nicht zu verschulden hat. Wie nervenaufreibend die Mitteilung einer neuen Kontonummer an alle Geschäftspartner oder Versicherungen ist, kennt jeder, der nach einem Umzug ein neues Konto eröffnete. So schnell wird ein Vertrag vergessen und die Abbuchung in einem halben Jahr schlägt fehl. Es kommt eine Mahnung, die natürlich wieder mit Kosten verbunden ist.

 

Was sollte ein Geschäftskonto bieten?

Heute braucht niemand mehr das erstbeste Konto abschließen. Ein Vergleich der Gebühren ist also auch beim Geschäftskonto möglich und absolut ratsam. Hier sollte der Blick den Gesamtkosten dienen. Die Grundgebühren eines Geschäftskontos liegen allgemein höher als die eines Privatkontos.

Allerdings berechnen viele Banken durch die erhöhte Grundgebühr geringe Kosten für Überweisungen oder Lastschriften. Sollte sich hieraus ein finanzieller Vorteil ergeben, ist das Geschäftskonto letztendlich dem Privatkonto vorzuziehen. Insgesamt sollten folgende Punkte bei der Wahl des Geschäftskontos berücksichtigt werden:

  • Höhe der Grundgebühren und Guthabenverzinsung
  • Kreditrahmen/Dispokredit
  • Kosten des Überziehungskredits
  • Kosten der Kontenbewegungen
  • Kosten für Kontoauszüge
  • Verteilung der Geldautomaten
  • Kosten der Geldabholung
  • Online-Banking
  • Kosten für EC-Karten, Kreditkarten

All diese Faktoren sollten den Gebühren eines üblichen Girokontos gegenübergestellt werden, gerade, wenn es um die Frage geht, ob nicht ein Privatgirokonto ausreichen könnte. Übrigens ist es auch beim Geschäftskonto wichtig, dass die Abdeckung über die Geldautomaten solide ist. Wer wegen günstiger Konditionen auf eine Bank setzt, die nur wenige Geldautomaten besitzt oder deren Partner nur in Großstädten die Geldabholung erlauben, entstehen wieder Kosten für jede Bargeldabholung.

Da das Geschäftskonto jedoch auch während geschäftlicher Reisen genutzt wird, muss die Bargeldabholung stets zu guten Konditionen gesichert sein.

Tipp: Nicht aufgrund einer schlechten Abdeckung die Kreditkarte nutzen. Dies ist zwar möglich, verursacht aber wieder Kosten und erschwert die Übersicht über die tatsächlichen Kosten einer Geschäftsreise. Häufig werden Geschäftskonten heute mit Kreditkarten vergeben.

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Konten möglichst trennen

Ob sich Selbständige für ein Geschäftskonto entscheiden oder für ein zweites Girokonto – die Trennung des geschäftlichen und privaten Geldverkehrs ist immer sinnvoll. Gerade die Buchhaltung wird durch die Trennung extrem erleichtert, da die einzelnen Vorgänge schneller einem Grund zugeordnet werden können. Zudem erhält das Finanzamt bei getrennten Konten keinen Einblick in die privaten Geldabgänge. Wer möchte schon, dass ein Fremder weiß, welche privaten Käufe er oder sie monatlich Geld ausgibt? Auf den Vergleich der Konten – egal, ob Geschäfts- oder Privatkonto  – sollte hingegen niemand verzichten. Die Gebühren unterscheiden sich je nach Bank erheblich, zudem gibt es für einige Konten besondere Konditionen. Sollte regelmäßig ein Geldeingang in einer bestimmten Höhe vorliegen, senken die Banken teils die Grundgebühren.

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