Betrüger versenden massenweise gefälschte Rechnungen für den Handelsregistereintrag und machen damit fette Beute. firma.de verrät Ihnen, wie Sie die dreisten Abzocker enttarnen.
Inhaltsverzeichnis
- So funktioniert der Betrug
- Checkliste: Fake-Rechnungen erkennen
- Beispiel
- Trends und Methoden der Scammer
- Strafrechtliche Verfolgung
- Was tun, wenn ich eine Fake-Rechnungen erhalten habe?
- Was tun, wenn ich bereits bezahlt habe?
Die Masche: So funktioniert der Betrug
Neue Einträge im Handelsregister werden automatisch online veröffentlicht. Das ist einerseits ein Schritt zur Digitalisierung – andererseits eine ideale Datenquelle für Betrüger: Sie durchsuchen täglich die Veröffentlichungen und verschicken gefälschte Rechnungen an Gründer.
Das Prinzip ist immer gleich: Die Täter wissen, dass Gründer mit einer offiziellen Rechnung rechnen und diese schnell bezahlen – aus Angst, die Gründung könnte sich sonst verzögern. Diese Erwartung nutzen sie aus und verschicken täuschend echte Schreiben, die einer Amtsrechnung zum Verwechseln ähneln.
Zusätzlich wird Zeitdruck erzeugt: Die Empfänger sollen den Betrag innerhalb weniger Tage überweisen – möglichst bevor ihnen Zweifel kommen oder die echte Rechnung des Amtsgerichts eintrifft. Die angegebene IBAN führt direkt zu den Betrügern.
Häufig liegt der Rechnungsbetrag deutlich über der Amtsgebühr von 300 Euro – in einem Fall lag dieser sogar bei über 3.000 Euro. Aber Vorsicht, manchmal wählen Betrüger ganz bewusst den korrekten Betrag, um keinen Verdacht zu erregen.
Checkliste: Wie kann ich eine Fake-Rechnung erkennen?
- IBAN: Prüfen Sie die IBAN immer! Ausländische IBANs sind ein klarer Hinweis auf einen Betrugsversuch. Aber auch eine deutsche IBAN (mit „DE“) kann gefälscht sein. Ein schneller Google-Check hilft oft weiter.
- Begünstigter: Offizielle Rechnungen laufen über die Justizkasse des Bundeslands. Niemals sollte hier ein Unternehmen, etwa eine GmbH, genannt sein. Auch wenn der Name plausibel klingt – googeln Sie, ob die IBAN zum Empfänger passt.
- Kleingedrucktes: Manche Schreiben enthalten versteckte Vertragsklauseln. Mit der Zahlung wird unbewusst ein Abo abgeschlossen – verbunden mit regelmäßigen Folgekosten.
- Frist und Drohungen: Fake-Rechnungen setzen oft Fristen von 3 bis 7 Werktagen und drohen mit hohen Säumnisgebühren. Offizielle Rechnungen haben ein Zahlungsziel von 14 Tagen oder keine Angabe.
- Rechnungsbetrag: Die korrekte Gebühr für einen Handelsregistereintrag beträgt 300 Euro. Forderungen, die exakt in dieser Höhe liegen, können trotzdem Teil des Betrugs sein.
Beispiel: Betrügerische Rechnung vom Amtsgericht
Schauen Sie sich das Foto unten an. Finden Sie alle Hinweise auf einen Betrug?
Auflösung
Alle typischen Merkmale eines Betrugs sind im nächsten Bild orange hervorgehoben:
- Estnische IBAN
- Falscher Rechnungsbetrag
- Kurze Zahlungsfrist
- Verweis auf Mahngebühr

Die grünmarkierten Bereiche sind Merkmale, die man auf einer offiziellen Rechnung des Amtsgerichts findet. Besonders Logo, Absender und Unterschrift ziehen den Blick auf sich. Unser Auge sieht also genau das was wir erwarten. Diese Einschätzung geschieht schnell und meistens unterbewusst. Von diesem Moment an nehmen wir den Inhalt als unbedenklich wahr – kein Grund genauer hinzusehen. Genau so wollen es die Betrüger.
Interessant ist die Tatsache, dass die angebliche Zahlstelle in Frankfurt sitzt, der Richter aber in Düsseldorf tätig sein soll. Solche „Denkfehler“ oder Unstimmigkeiten sind eher selten.
Trends und Methoden der Scammer
Fake-Rechnungen vor 2020
Bis vor einigen Jahren sahen die Fake-Rechnungen noch etwas anders aus. Anstatt ein perfektes Imitat der Rechnung zu versenden, gingen sogenannte „Offerten“ für fantasievolle Register raus, die sich die Betrüger selbst ausgedacht haben mit Namen wie z. B. „Deutsches Handelsgewerbeverzeichnis“. Klingt offiziell, ist aber nur eine private Datenbank ohne Nutzen für Unternehmer. Ihr Sinn liegt nur daran, eine gewollte Verwechslung mit dem Handelsregister zu erreichen und das Opfer zum Überweisen zu bringen. Ganz prominent für diese Phase: Der farbige Überweisungsträger. Der Empfänger nimmt das Schreiben als echte Zahlungsaufforderung wahr.

Nicht selten ist dieser Betrug aber nur der erste Teil: Mit Überweisung des Rechnungsbetrags kommt ein Vertrag zustande, der nicht nur die einmalige Zahlung, sondern häufig ein ganzjähriges Abo beinhaltet. Bis der Betrug auffällt, ist es häufig zu spät für einen Widerruf. Die Falle hat zugeschnappt.
Natürlich soll auch hier Unwissen oder Unachtsamkeit ausgenutzt werden. Das Ziel ist und war dasselbe: Gründer zur Zahlung bewegen. Auch dies war eine Betrugsmasche, aber sie wurde juristisch oft als rechtliche Grauzone behandelt. Diese Art der Scam-Rechnung wird mittlerweile weniger oft verschickt und ist einer neuen gewichen.
Fake-Rechnungen nach 2020
Die heutigen Fakes sind dreister. Die Betrüger führen keine eigenen Register mehr und schlagen sich mit Anzeigen rum. Stattdessen geben sie sich gleich als Amtsrichter aus – wie im Beispiel ganz oben. Im Vergleich zur echten Rechnung wird nur die IBAN ausgetauscht und eine knackige Zahlungsfrist ergänzt.
Betrüger bleiben erfinderisch
Die Betrüger scheuen sich im Übrigen nicht davor, mit anderen Arten von Rechnungen neue Betrugsversuche zu unternehmen. Mittlerweile gibt es etliche neue Bereiche, in die Täter vordringen: Sie versenden massenweise gefälschte Rechnungen im Namen sämtlicher Ämter und Institutionen, mit denen Unternehmen zu tun haben:
- Finanzamt
- Transparenzregister
- Berufsgenossenschaft
- Industrie- und Handelskammer (IHK)
- Handwerkskammer (HWK)
- Deutsches Marken- und Patentamt (DPMA)
- Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO)
Die Rechtslage ist hier klar: Wer Behörden imitiert und sich als Amtsträger ausgibt, begeht Betrug.

Strafrechtliche Verfolgung
Jeder Betrugsversuch sollte konsequent zur Anzeige gebracht werden – auch wenn die Strafverfolgung oft schwierig ist. Die Täter arbeiten professionell und eröffnen parallel mehrere Konten im Ausland. Häufig nutzen sie gestohlene Identitäten oder gefälschte Unterlagen, um sogenannte „Wegwerf-Konten“ einzurichten, die nach kurzer Zeit wieder geschlossen und durch neue ersetzt werden.
Diese Vorgehensweise erschwert die Ermittlungen erheblich: Die Spur führt selten direkt zu den Drahtziehern, und der Aufwand für Polizei und Staatsanwaltschaft ist hoch. Dennoch lohnt sich jede Anzeige – nicht nur wegen einer möglichen Aufklärung, sondern auch, weil sie hilft, das tatsächliche Ausmaß der Betrugsfälle in der Kriminalstatistik korrekt abzubilden. Diese Daten sind entscheidend für die Verteilung staatlicher Ressourcen wie Personal und Haushaltsmittel.
Zudem gibt es Anwaltskanzleien, die sich gezielt auf solche Betrugsfälle konzentrieren und Betroffene bei der rechtlichen Aufarbeitung unterstützen. Jedes Jahr werden tausende Menschen Opfer dieser Betrugsmasche und die Dunkelziffer ist groß.
Was tun, wenn ich eine Fake-Rechnung erhalten habe?
BITTE NICHT ZAHLEN. Auch wenn Sie sich nicht ganz sicher sind.
- Googeln Sie die Behörde oder die IBAN. Auf der offiziellen Behördenwebseite finden Sie Angaben zur Zahlungsstelle, die Sie abgleichen können.
- Rufen Sie beim jeweiligen Amt an und fragen Sie nach, ob die Rechnung echt ist.
- Melden Sie den Betrugsversuch dem Schutzverband gegen Wirtschaftskriminalität.
- Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.
-
Die 10 Stationen Ihrer Gründung: Checkliste
1. Geschäftsidee entwickeln
2. Beratung und Vorbereitung
3. Rechtsform auswählen
4. Namensprüfung durch IHK
5. Beurkundung beim Notar
6. Eröffnung des Geschäftskontos
7. Handelsregistereintragung
8. Gewerbeanmeldung
9. Anmeldung beim Finanzamt
10. Erste Schritte als Unternehmer
Was tun, wenn ich die gefälschte Handelsregisterrechnung schon bezahlt habe?
Wir empfehlen erstmal tief durchzuatmen. Das kann jedem passieren. Sie sind nicht das erste Betrugsopfer und werden leider nicht das letzte sein. Danach wird es Zeit, aktiv zu werden – mit realistischen Erwartungen: Leider ist in den meisten Fällen das Geld verloren und die Täter nicht zu fassen.
Der Bundesgerichtshof stuft viele dieser Schreiben als Betrug und arglistige Täuschung ein, aber es bleibt schwer, die Täter zu enttarnen. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, jede Straftat zu melden:
- Sichern Sie das Betrugsschreiben als Beweis, nehmen Sie zusätzlich Fotos auf.
- Kontaktieren Sie Ihre Bank und erklären Sie den Vorfall.
- Bei einer Abofalle sollten Sie aktiv werden, schriftlich widersprechen und das SEPA-Mandat kündigen.
- Holen Sie sich rechtlichen Rat von erfahrenen Juristen. In Deutschland gibt es einige Anwaltskanzleien, die speziell dieser Art von Scammern den Kampf angesagt haben. Diese können Sie einfach im Internet finden.
- Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei
- Informieren Sie den Schutzverband gegen Wirtschaftskriminalität
Unser Rat: Bitte machen Sie sich keine Vorwürfe. Sie sind Profis aufgesessen, die ihre Methoden seit Jahrzehnten anpassen und verbessern. Und es braucht nur einen Moment, um in diese ausgeklügelte Falle zu tappen. Wer nicht vorgewarnt ist, hat äußerst schlechte Chancen.